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Einleitung zur Fünften Auflage mit freundlicher Genehmigung von:
IllumiNet Press, P.O. Box 2808, Lilburn, GA 30226

[Principia Diskordia: Einleitung zur 5. Auflage]

EINLEITUNG

von Kerry Thornley
Mitbegründer der Diskordischen Gesellschaft
R.I.P.

Wenn organisierte Religion das Opium der Massen ist, dann ist unorganisierte Religion das Marihuana der Verrückten.

Als unorganisierteste aller Religionen begreift alleine der Diskordianismus, daß Organisation das Werk des Teufels ist. Im Gegensatz zur allgemeinen Annahme ist Heiliges Chaos der Natürliche Zustand der Realität. Theologen sehen in der Ordnung des Universums den Beweis für eine Höchste Intelligenz, aber ein flüchtiger Blick reicht aus, um zu sehen, daß die Sterne nicht in hübschen kleinen Reihen stehen. (Na, sicher gibt es den Großen Wagen und den Kleinen Wagen - aber wenn sie wirklich verbinde-die-Punkte Zeichnungen wären, hätten sie kleine Zahlen neben den Sternen.) Theologie ist nur die Diskussion darüber, wer den Plan zur Erschaffung der Realität ersonnen hat. Wir stellen uns vor, daß Ordnung nur die verbreitetste Form des Chaos ist.

Alle paar tausend Jahre atmet irgendein Schafhirte den Rauch eines brennenden Busches ein und hat eine Vision oder ißt in einer Höhle schimmeliges Roggenbrot und sieht Gott. Von da an bringen sich ihre Anhänger bei der kleinsten Provokation gegenseitig um. Vielbesuchte, Tempel genannte, Gebäude wurden von einer Seite errichtet und von einer anderen niedergerissen - und dann geht blutiger Streit über verfallenden Ruinen weiter.

Organisierte Religion predigt Ordnung und Liebe, aber erzeugt Chaos und Haß. Warum?

Weil das gesamte Materielle Universum im ausschließlichen Besitz der Griechisch-Römischen Göttin des Chaos, Verwirrung, Streit, Durcheinander und Hodge-Podge ist. Keine spirituelle Kraft ist auch nur stark genug, den Kotflügel Ihres Streitwagens zu verbeulen. Keine materielle Macht kann der Versuchung Ihrer Fünften Intergalaktischen Bank des Akropolis Bestechungsfonds für Schwindel und Korruption widerstehen.

All dieses wurde mir in einem absolut unvergeßlichen wundersamen Ereignis 1958 oder 1959 in einer Bowlingbahn in Friendly Hills oder vielleicht auch Santa Fe Springs, Kalifornien, offenbart, bezeugt von entweder Gregory Hill oder Malaclypse dem Jüngeren oder vielleicht Mad Malik oder Reverend Doktor Occupant oder irgendein Typ, der eine vage Ähnlichkeit mit dem einen oder anderen hat.

Mit Hilfe eines Steines der Chaosophen fand ich Die Göttin Eris Diskordia in meinem dritten Auge (auf dem Kosmischen Kanal Nummer Fünf) und seitdem kannte ich die Antworten auf alle Geheimnisse der Metaphysik, Metamystik, Metamorphosen, Metanoia und Metaphern. (Davor konnte ich nicht einmal die Mülltüte richtig in den Mülleimer hängen, ohne daß sie reinfällt, sobald Müll reingeworfen wird.)

Auch Du kannst Dein drittes Auge ganz einfach aktivieren, indem Du jeden Morgen nach dem Erwachen den gesamten Inhalt dieses Buches rezitierst, Dir jeden Abend vor dem Einschlafen Sandelholzpaste zwischen die Augen reibst, fünf Mal am Tag die Stirn gegen den Boden schlägst, darauf verzichtest, Kakerlaken zu schaden und meditierst (definiert als rumsitzen und auf Glück warten).

Wenn Dein drittes Auge schließlich aufleuchtet, wirst Du Dich niemals wieder, solange Du lebst, ausruhen müssen.

Eris Diskordia wird alle Deine Probleme lösen und Sie erwartet dafür von Dir, alle Ihre Probleme zu lösen. Aus diesen Seiten wirst Du lernen, Ungläubige zu bekehren. Später wirst Du belehrt, Herätiker zu nerven. Außerdem wirst Du aufgefordert, Zen-ähnliche Rätsel zu lösen, wie etwa: Wenn Jesus ein Jude war, warum hat er dann einen PuertoRicanischen Namen?

Wenn Du erst, gestützt auf Rückfällige, ein Eingeweihter wirst, bist Du qualifiziert für eine Berufung. Vielleicht wirst Du Chaosoph (der Kommentare zum Chaos verkündet), oder vielleicht statt dessen ein Chaoist (der darangeht, das Chaos anzuregen) oder etwa ein Wissender (der es besser weiß als jeder Andere).

Aber unter keinen Umständen solltest Du Prophet werden. Wir wollen unseren NonProphet-Status nicht aufs Spiel setzen.

Wieauchimmer, was uns an Propheten fehlt, gleichen wir durch Heilige aus. Nur ein Papst darf einen Heiligen kanonisieren, aber jeder Mann, jede Frau und jedes Kind auf diesem Planeten ist ein echter und bevollmächtigter Papst (echt und bevollmächtigt vom Haus der Apostel der Eris). Also kannst Du Dich selbst - und jeden oder jedes Andere/n - als Heiligen weihen.

Die Zeiten waren nicht immer so einfach. Als ich mich 1968 zum erstenmal zum Heiligen erklärt habe, meinte Gregory Hill "Das ist unmöglich," und betonte "Nur Tote können Heilige sein," hinzufügend "und erfundene Charaktere," und stellte fest "Du bist beides nicht."

Aber ich war, obwohl kein Gläubiger mehr, immer noch im Mitgliederverzeichnis der Kirche von Jesus Christus der Heiligen der Letzten Tage. Greg lag also daneben. Ich und alle anderen Mormonen sind sowieso Heilige - und einige von uns lebendige - egal was er sagt.

Heutzutage haben nur die Mormonen mehr Heilige als die Diskordische Gesellschaft. Aber wir haben vor, mit ihnen gleichzuziehen. Würdest Du Dich bitte unserer HeiligkeitsKampagne anschließen? Moralische Perfektion ist für Diskordische Heiligkeit nicht notwendig. Du mußt nur viel erdulden.

Mir fallen so viele andere Privilegien bei Mitgliedschaft in unserer Religion ein, daß ich nicht weiß, womit anfangen. Zum Beispiel mußt Du nicht Sonntag Morgen früh aus dem Bett, um die Kirche zu besuchen. Du kannst ausschlafen. Wieviele Christliche Sekten - bei allem Gerede über brüderliche Liebe - sind derartig mitfühlend?

Du kannst sogar ein Diskordier mit guten Ansehen sein ohne jemals auch nur einen anderen Diskordier zu sehen - früh am Morgen oder zu irgendeiner anderen Zeit. Das ist ein Vorteil von MailOrderReligion, den die mehr konventionellen Glaubensrichtungen gerne herunterspielen.

Das ungewöhnliste an Diskordischer Abnormail - wie wir es nennen - ist Dezentralisation. Setz Dich nicht mit mir hier im Hinternquartier der Orthodoxen Diskordischen Gesellschaft in Verbindung. Schickt euch eure Briefe, Notizen, Reliquien, Sakramente und Exkommunikations- Verfügungen gegenseitig zu. Das, sagt der Diskordische Episkopos Ol' Sam (36 Erskine Drive, Morristown, NJ 07960), ist Eristische Abnormail - und fügt hinzu: "Leider ist der Großteil von Eristischer Abnormail nichts anderes als geistloses Geschwätz, selbstbefriedigende PrivatJokes, banale Variationen von abgedroschenen Dogmen, gemeines Heruntermachen derjenigen, die nicht auf genau die gleiche Weise verrückt sind wie 'wir', und solch ähnlicher Müll ad naseum; und das ist auch gut so!" (Ich mag die Art, wie Ol' Sam immer eine positive Einstellung behält.)

Unser Wirken nach außen wird Aneristische Abnormail genannt und ist von Ol' Sam definiert als "zum Spaß verrückte Dinge an diejenigen schicken, die noch in der Region von Thud gefangen sind" - Spießer, die. Wenn ein ordnungsgebundener Primitivling eine besonders unerleuchtete öffentliche Äußerung macht, ist dieser ahnungslose Trottel geeignet, einen Jake zu erleben - einen ganzen Briefkasten voll mit verrücktem Mist von Diskordiern überall, am selben Tag. "Zu maximalem Nutzen," meint Ol' Sam, "sollte ein guter Jake die Antwort auf eine besonders massive Manifestation des Aneristischen Irrtums sein, nicht nur zur Strafe, sondern um zu lehren und zu amüsieren zugleich (oder was sie sonst noch im Karree springen läßt). Die besten Jakes beschäftigen eine Menge Diskordier, die sich absprechen, mit dem Opfer am Jake-Tag Kontakt aufzunehmen - ein leuchtendes Beispiel für Diskordische Einigkeit, so paradox das klingt." (Wenn Du glaubst, das klingt paradox, warte bis Du was über die Diskordische Harmonie hörst.)

Eine andere Überlegenheit des Diskordianismus über die anderen großen Religionen ist, daß wir Dir was über die Fendersons. erzählen. Obwohl es stimmt, daß Du kein Diskordier sein mußt, um ein Fenderson zu werden, wußten die Taoisten - zum Beispiel - nicht einmal von den Fendersons. Und die die wissen, sprechen nicht.

Fenderson Diskordier Graham Trievel erklärt, daß "ein Fenderson ein Mitglied einer Familie ist, der Du Dich anschließt, indem Du das erklärst. Ja, jeder, der ein Fenderson sein möchte kann ein Fenderson sein. Sprich nur diese vier Worte: 'Ich bin ein Fenderson'. So einfach geht das."

Stammbaum-Narren werden daran interessiert sein zu erfahren, "Unser Fenderson Ahne kann erreicht werden unter: S.J. Glew, 5611 Lehman Road, De Witt, MI 48820 ..... Beklagt euch bei ihm."

Alle Fendersons fügen ihrem bestehenden Namen Fenderson bei oder sie benutzen Fenderson als Nachname mit völlig neuen Vor- und/oder Mittelnamen. "Zum Beispiel könnt ihr mich Graham Fenderson Trievel, Fenderson Graham Trievel oder Graham Trievel Fenderson nennen." (Und mich könnt ihr St Ignatius Fenderson nennen.)

Allerdings mußt Du die ganze Zeit mit anderen Fendersons in Kontakt bleiben. "Dieses," sagt Fenderson, "ist einfach auszuführen, da Du jeden, den Du willst, zum Fenderson machen kannst, auch wenn sie keine sein wollen."

Schreibe Graham Fenderson Trievel, um eine 1989 Fenderson- Familientreffen-Baseball-Kappe zu bekommen unter Rt. 113, Box 481, Lionville, PA 19353. Aber er warnt, "ich sammle Namen und Adressen von Fendersons für eine mögliche spätere Veröffentlichung."

Wenn Du Diskordier bist und daneben Erlösung suchst in der Industrial Church of the SubGenius (Box 140306, Dallas, TX 75214), steht es Dir frei, eine Zweikampf-Mitgliedschaft beizubehalten. Oder wenn Du außerhalb von Texas lebst (in einem Staat, wo Zweikämpfe illegal sind), kannst Du ein EhrenSubGenius und ein UnehrenDiskordier zugleich sein.

Du kannst sogar sagen, daß SubGeniunismus unser SchwesterGlaube oder unsere BruderReligion ist - oder sogar unsere Marine-Corps- Kumpel-Theologie, weil J.R. 'Bob' Dobbs mein Marine-Corps Kumpel in Atsugi, Japan war (wo er sich dadurch auszeichnete, daß er sich während des Wachdienstes in den Zeh schoß - obwohl er nur auf eine Fliege auf der Spitze seines Stiefels zielte). Dobbs wurde daraufhin ein Superverkäufer und TranceMedium, der bis zu seiner vorzeitigen Ermordung Verordnungen gechannelt hat, die gelegentlich Eris Diskordia erwähnten, wenn auch nicht immer so freundlich, wie die Vernunft das diktieren würde.

Aus diesen Verordnungen entstand die SubGenius Kirche - so benannt, weil Du nur qualifiziert bist beizutreten, wenn Dein IQ unterhalb der Genialität ist.

Eine Pfeife im Mund und ein irrer Glanz in den Augen waren Markenzeichen von 'Bob' und so verklagt sein fanatischer Kult jeden, dessen Augen in ähnlicher Art funkeln, wegen Urheberrechtsverletzung. Andere aufregende Merkmale der SubGenii sind ihre energische Suche nach Faulheit, ihre mutige Entschlossenheit, Übermenschen zu sein, ihr verständlicher Ekel vor TechnoLangeweile, ihr schamlos krasser Kommerzialismus und ihr großer Stolz auf ihre Abstammung von scheußlichen NordTibetanischen Schneemenschen.

Du kannst mehr über sie herausfinden, wenn Du ihnen Dein Bankguthaben schickst.

Wenn Du andererseits eher zu den Bayrischen Illuminaten gehören willst, mußt Du Dein Bankguthaben in einer Zigarrenkiste im Hinterhof vergraben. Einer ihrer Untergrundagenten wird sie finden und Dich kontaktieren.

Unsere Religion ist so vollständig von Agenten der Alten Illuminierten Seher von Bayern unterwandert, daß, wenn Du zum Beispiel Gerechtigkeit-Für-Die-Schweiz-Flugblätter für uns verteilst, Du einer schnellen Beförderung zu wichtigerer Arbeit für die Illuminati sicher sein kannst.

Sowohl die Illuminatus!-Trilogie von Robert Shea und Robert Anton Wilson als auch das Illuminati-Brettspiel von Steve Jackson erwähnen die Diskordische Gesellschaft beinahe so oft wie sie von den schändlichen Bayrischen Verschwörern selbst berichten. Das Ansehen aus einer solch engen Verbindung mit den Illuminaten ist enorm, weil sie während der letzten fünftausend Jahre die absoluten Beherrscher der ganzen Welt waren.

Anders als die Illuminaten, die überall sind, ist des Aufrechten Reverend Jesse Sump Erste Protestantische und Reuelose Kirche des Kein Glauben eine ausschließlich Diskordische Angelegenheit. Nachdem er einen kostbaren Mao-Button mit der Aufschrift 'Wir müssen an die Partei glauben und wir müssen an die Massen glauben' erhalten hatte, schrie Sump: "Kein Glaube! Kein Glaube an die Partei, Kein Glaube an die Massen, Kein Glaube an Gott und Kein Glaube an die herrschende Klasse!" und damit begann die Erste Protestantische und Reuelose Kirche des Kein Glauben. Allerdings glaubt Jesse Sump an Eris Diskordia, "weil jeder an Irgendetwas glauben muß."

Der vielleicht wichtigste Unterschied zwischen der Diskordischen Gesellschaft und Sumps Gruppe ist der des Stils. Wir haben einen. Sie nicht.

Aber wenn Du darauf stehst, Dich auf Festivals in Raserei zu versetzen, mit Schaum vor dem Mund, in Zungen sprechen, mit Schlangen hantieren, Schlafwandeln und Erleuchtungsblendwerk, wird die Kein Glauben Kirche Dich glücklich wie ein Schwein im Schlamm machen.

Natürlich ist all der hochkirchliche Glitzer der Paratheoanametamystikschaft der Esoterik von Eris nicht so einfach für Dich zu haben. Wir verlangen keine Geschenke, fordern keinen Zehnten, berechnen keine Beitrittsgebühren, erheben keine Kopfsteuern und betreiben nebenbei nur ein paar schicke Läden mit religiösem Schnickschnack. Allerdings gilt es, sich für heiligere Offenbarungen an bestimmte Verpflichtungen zu halten.

Hot dog Brötchen zu essen ist verboten - außer Freitags - dann ist es obligatorisch. Kakerlaken zertreten wird Dir bei unserem Gesegneten St Gulik keine Punkte einbringen. Du mußt Dich von einem zertifizierten Faulpelz ausbilden lassen, bis Du fähig bist, mit totaler Konzentration Bier zu trinken und TV zu sehen. Alle Bowlingbahnen sind Diskordiern heilig, und falls notwendig, mußt Du sie mit Deinem Leben vor Entweihung schützen - falls irgendjemand jemals Bowlingbahnen entweihen will. Und schließlich darfst Du nicht ruhen, bis alle Schafe im Schoß der Herde sind. (Und wenn wir alle Schafe bekehrt haben, kommen die Hunde als nächstes dran, dann die Wölfe, die Ziegen und, in jener gesalbten Stunde, die Menschen.)

Die Göttin erwartet auch von Dir, daß Du an Dir selbst arbeitest. Du solltest jeder Tätigkeit, die Du ausführst, Deine volle Aufmerksamkeit widmen, sodaß Dir klar bewußt wird - in einem Blitz plötzlicher Erleuchtung - wie verwirrend alles ist. Du mußt ein idiotisches kleines Rätsel nach dem anderen lösen, bis, nach Jahren der Übung, in Deiner Wahrnehmung keine Trennung zwischen Subjekt und Objekt, Dir und den Kleinen Idioten mehr ist.

Dann sind da die Fanatiker, die Dich verfolgen weil sie Eris Diskordia hassen, und die haben nichts besseres im Sinn, als eine ganze Religion nach dem Benehmen einer einzelnen Göttin zu beurteilen.

Aber bevor ich Diskordier wurde, fühlte ich mich niedergeschlagen, wenn ich mein Zimmer betrat und von der Unordnung an den Schmutz erinnert wurde. Wenn das heutzutage passiert sage ich einfach "Heil Eris" - unser gebräuchlicher Gruß an irgendeine Erscheinungsform des Chaos - und dann mache ich fröhlich weiter, im sicheren Bewußtsein, daß die Konstellationen nie besser stehen.

Bevor ich Diskordier wurde, habe ich eine Menge Zeit verschwendet, mit Christen über Gott und Jesus zu diskutieren. Jetzt verschwenden sie eine Menge Zeit, mit mir über Eris Diskordia zu diskutieren.

Bevor ich Diskordier wurde, nahm ich das Leben viel zu ernst. Wenn Du das Leben viel zu ernst nimmst, fängst Du an Dich zu fragen, was der Punkt von Allem ist. Wenn Du Dich fragst, was der Punkt im Leben ist, läufst Du in die Falle zu denken, da ist einer. Wenn Du denkst, daß da ein Punkt ist, realisierst Du schließlich, daß da kein Punkt ist. Und was für ein Punkt soll in so einem Leben schon sein? Heutzutage überspringe ich die Suche nach dem Punkt und finde statt dessen die Pointe.

Bevor ich Diskordier wurde, bedrückte mich die Ineffizienz und Unmenschlichkeit von Organisationen. Jetzt bestätigt mich ihre Ineffizienz und Unmenschlichkeit .

Bevor ich Diskordier wurde, hatte ich gewöhnlich Angst vor meinem eigenen Schatten. Ah, aber jetzt hat mein Schatten Angst vor mir!

Da Du nun einen flüchtigen Eindruck der Bedeutung des Diskordianismus gehabt hast, bist Du nun bereit für die Ehrfurcht vor der Bedeutung dieses kleinen Buches, das Du im Moment in Händen hältst.

Fünf Jahre war die Diskordischen Gesellschaft aktiv, bevor die Erste Ausgabe der Principia Diskordia 1964 in New Orleans aus Distrikt-Staatsanwalt Jim Garrisons Mimeographmaschine rollte (ohne sein Wissen). Das war das Werk von Gregory Hill und von Lane Caplinger, einer Diskordischen Angestellten im Büro des D-S.

Während der nächsten Fünf Jahre produzierte Greg größere und lustigere Ausgaben, mit ein bißchen Hilfe von mir (aber nicht so viel, wie die Feinde unseres Glaubens annehmen).

Die Principia ist durchaus nicht unsere einzige Schrift. Die ganze Zeit über schrieb Greg auch an einer Zusammenfassung des Universums, wie er es nennt, aber zweifelsohne wird es noch mehr, bevor es fertig ist. Daneben gibt es noch Berge über Berge von Diskordischen Blättern und Breitseiten, von begeisterten Konvertiten überall abgeschossen - und jeden Monat kommen mit der Post neue - aber nur Die Göttin allein weiß, wo sie jetzt alle sind oder was sie verkündeten. Dann gibt es noch Temporäre Autonome Zone von Hakim Bey (Edition ID-Archiv) des Unbewaffneten Enteignungs Komitees der John Henry Mackay-Gesellschaft und Bischof von Persien (im Exil) der Maurisch Orthodoxen Kirche von Amerika. Aber unser erhabendstes Testament von allen ist das Ehrenhafte Buch der Wahrheit - von dem es, leider!, nur ein Exemplar gibt, verborgen in den verschlossenen Magazinen von Akashic Records. Nur qualifizierte Diskordische Episkopen mit aktiviertem Drittem Auge in offiziellem Affentheater der Diskordischen Gesellschaft dürfen Auszüge kopieren - und diese dürfen nur veröffentlicht werden, wenn sie jenseits begründeter Zweifel zeigen können, daß sie befreiende Soziale Werte haben, so wie Dich zu belehren oder Dein volles Interesse zu wecken.

Aber diese kombinierte Vierte und Fünfte Ausgabe der Principia Diskordia ist zweifellos die Einflußreichste all der großartigen, unsterblichen Werke von wichtiger Literatur, die unsere klassische Griechische Göttin inspiriert hat.

Wer würde auch nur vage zu schätzen wagen, wie viele verdrehte, jämmerliche und undankbaren Leben diese wenigen erstaunlichen Seiten der Sinnlosigkeit entrissen haben. Wer kann sagen, wie viele Seminaristen die Principia gelesen haben und daraufhin ihre Berufung wechselten und Clowns wurden, oder wie viele Großgrundbesitzer es veranlaßte, ihre Ländereien zu verkaufen und mit Yachten oder Flugzeugen Marihuana zu schmuggeln, oder wie viele Politiker es inspiriert hat, alleine auf Berggipfel zu verschwinden und weise Einsiedler zu werden, oder wie viele InvestmentBanker es in Anarchisten verwandelt hat?

Slim Brooks war nur ein einfacher HandelsSeemann, der im Französischen Viertel von New Orleans wohnte, bis er die Principia Diskordia las. Dann wurde er der geheimnisvolle Wahrer der Unterseeischen Schlüssel, der niemals jemandem erzählen würde, was Unterseeisches oder warum es verschlossen ist.

Roger Lovin war ein ungestümer, talentierter und geschickter Festival Künstler, zu oberflächlich, sich auf etwas bestimmtes festzulegen. Aber nachdem er die Principia gelesen hatte, exkommunizierte er jahrelang unter seinem Diskordischen Namen Fang der Ungewaschene fortwährend und mit unerschütterlicher Hingabe an die Aufgabe jede neue Person, die der Rest von uns in die Diskordische Gesellschaft initiiert hatte.

Robert Anton Wilson war nur ein Playboy Redakteur, der auf Anfrage der Leser vorsichtige und banale Antworten über die Größe und den derzeitigen Verbleib von John Dillingers Penis schrieb, bis er dieses außergewöhnliche Werk las. Dann wurde er Mord der Bösartige und schrieb eine ganze Bibliothek voll weithin gelesener Bücher über die Illuminaten und wie Du die Synchronizität dazu einsetzen kannst, Groschen auf dem Fußweg zu finden.

Mike Gunderloy war ein zwanghafter FanzineLeser, bis zu jenem schicksalhaften Tag, an dem er die Principia Diskordia las (in der falschen Annahme, daß es ein neues Fanzine war). Nun ist er Ukelele der Kurze der Diskordischen Gesellschaft und erstklassiger Herausgeber von Factsheet Five.

Elayne Wechsler war nur eine Braut mit hübschen Beinen bis sie die Principia las und jene Frage stellte, die zu meiner großartigen Definition von Theologie führte. "Warum", wollte sie wissen, "ist die Diskordische Gesellschaft, die eine weibliche Gottheit verehrt, so männlich dominiert?" Mir in Erinnerung rufend, daß mehr Frauen als Männer dem Christentum mit seinem männlichen Gott und seinem männlichen Sohn gegenüber gläubig sind, stellte ich fest, daß die Leute Religionen bevorzugen, die die Verantwortung für die Realität dem anderen Geschlecht zuschiebt. So laßt uns Männern das eine Lehre sein. Hinter jeder großen Idee steckt eine Braut mit hübschen Beinen.

So ist es keine Frage, wieviel glücklicher und ausgeglichener Dich dieses Buch machen wird. Principia Diskordia ist sowohl ein psychologisches Abführmittel als auch ein spirituelles Hühneraugenpflaster. Freiwillige Anerkennungsgaben können mir geschickt werden c/o Out of Order - das sektuelle Organ der Orthodoxen Diskordischen Gesellschaft, Box 5498, Atlanta GA 30307.

Die wirkliche Frage ist natürlich nicht, wie der Diskordianismus Dich verändern wird. Jeder kann von irgendetwas, was er liest verändert werden. Dafür ist kein Geist, keine Imagination, keine Kreativität, kein Talent und keine Energie erforderlich. Wie Du die Diskordische Gesellschaft verändern wirst, ist die wirkliche Frage - eine Frage, die Du Dir den ganzen Weg von Seite 00001 bis zu Seite 00075 stellen solltest, eine Frage, die Du Dir noch stellen solltest, lange nachdem Du die Seiten der Principia Diskordia, ehrfürchtig geschlossen, es vorsichtig in Seide eingewickelt, feierlich in seine goldene Kiste zurückgelegt und Dich fünfmal verbeugt hast, nachdem Du es auf seinen Ehrenplatz auf Deinem Altar gestellt hast.

Viele Diskordischen Neulinge sind entweder zu vorsichtig oder zu ernst. Sie fragen dauernd nach Erlaubnis, dieses oder jenes zu tun, als wären da in den Falten unserer Amtsroben irgendwelche Regeln versteckt. Oder sie brüten lange über umständliche metaphysische Schemata ohne Witz, als wäre nicht die einzig strenge Regel unserer Gesellschaft, lustig zu sein, so viel wie möglich und so oft wie möglich - oder sonstwas!

Aber wir sind nachsichtig gegenüber Mönchen, die es rechtzeitig begreifen. Selten schlage ich jemandem mit meinem treuen Knüppel, und bestimmt nie ohne ihre Hilfe.

Zum Thema persönlicher Begegnungen mit anderen Diskordiern - und manchmal können auch die Vorsichtigsten unter uns das nicht vermeiden - vergiß nicht die LogenGriffe unserer Unordnung. Irgendwo auf den folgenden Seiten wirst Du lernen, den Truthahn-Fluch auszuführen. Unter Zen-Buddhisten wird gesagt, "Wenn Du einen anderen Bodhisattva unterwegs triffst, grüß ihn weder mit Worten noch mit Schweigen". Das läßt Dir eine reichliche Auswahl an Bauernhofgeräuschen.

Aber ob Du krähst wie ein Hahn, quakst wie eine Ente oder muhst wie eine Kuh, erforsche Deine/n Bruder oder Schwester Diskordier mit alarmiertem Interesse - niemals das Lächeln unterbrechen - um zu sehen, wie sie oder er reagiert. Eine grunzende Erwiderung deutet auf einen großspurigen Prahler, der gereifte Eristische Erleuchtung nicht erreicht, aber das ist weit besser als schwaches und geistloses Gewieher.

Das vielleicht Beste von allem ist, einen Mondo von sich zu geben. Das ist wie den Telefonhörer abnehmen wenn es klingelt und sagen "Falsch verbunden!" Wieviel Du auch über ein Mondo nachdenkst, es macht keinen Sinn - auch Klammern und Zangen können es nicht festhalten. Dennoch scheint es gleichzeitig, wenn es ein gutes Mondo ist, immer mehr, je länger Du darüber nachdenkst, daß es Sinn machen sollte - obwohl Du niemals erklären kannst, warum. Abgesehen davon, ein wirklich großartiges Mondo verklebt Deinen Geist wie heißes Kiefernharz - gummiert Deinen Gedankenprozeß ununterbrochen, wochenlang.

Als der ZenMeister Joshu nur ein Mönch war, schlug ihn sein Meister - Nansen - als Antwort auf eine dumme Bemerkung oder so. Joshu griff nach Nansens Arm, strahlte ihn an und sagte "Schlage von nun an keine Leute mehr aus Versehen!" Nansen erwiderte folgendes: "Die ganze Welt kann eine Schlange von einem Drachen unterscheiden, aber Du kannst keinen ZenMönch zum Narren halten." Das ist ein wirklich großartiges Mondo.

Daraus kannst Du ersehen, wie schrecklich es sein kann, anderen Diskordiern in Person zu begegnen. Nebenbei, die Feder ist nur außerhalb einer Entfernung von fünf Fuß mächtiger als das Schwert. Als die SubGeniusKirche ihr erstes Devival abhielt, zeigte sich Reverend Ivan Stang von der Dallas Ballung überrascht, wie nett und artig all die Fans seiner Arbeit für Dobbs waren, und fügte hinzu "Es ist beinahe enttäuschend". Dennoch, der Weise geht kein unnötiges Risiko ein.

Wie Du sehen kannst, sind wir anderen Religionen sehr zu Dank verpflichtet. Nicht nur SubGeniunismus, Zen und Taoismus haben uns inspiriert, auch der Zoroastrismus - der FeuerRiten ausübte. Auch wir huldigen dem Feuer unter verschiedenen Umständen - wenn es die Schriften falscher Propheten verbrennt oder wenn es inhalierbare Mengen von CannabisRauch produziert. Unsere Tradition wurzelt in einem mittelalterlichen Ritus namens Travestie der Messe, in welchem Hanf das Sakrament war. Laut Jack Herers The Emperor Wears No Clothes (dt: Herer/Bröckers, Hanf, Verlag 2001) kann die Travestie der Messe "mit einer Mischung aus den Simpsons, Mel Brooks, Monthy Python und Rap verglichen werden. Es handelte sich dabei um eine ironisch-respektlose Verkehrung der Dogmen, Sakramente und Riten der römisch-katholischen Kirche, bei der deren Glaubenssätze verspottet wurden." Unglücklicherweise glaubten die humorlosen Autoritäten der römisch-katholischen Kirche des 15. Jahrhunderts, daß die Travestie der Messe häretisch sei - und das ist die wahre Geschichte, wie der Hanf seinen schlechten Ruf bekam, den er seither nicht wieder abschütteln konnte.

Tatsächlich könnte die Travestie der Messe ein entstellter Rest des ursprünglichen griechischen Diskordianismus gewesen sein. Wie die Geschichte nahelegt, dürfte es neben den antiken auch Erisische Mysterien gegeben haben. (Aber wenn dem so war, wurden sie nie enträtselt.) Eris erzählte uns, daß sie existierten und das Werk von Malaclypse dem Älteren waren, einem geheimnisvollen BerufsSchreiber, der auch den Philosophen Diogenes in Lampenwartung, Tonnen tragen, Felsen rollen, öffentlicher Masturbation und Zynismus unterrichtete - bis Diogenes fit genug war, alleine klarzukommen.

Kein Ausbruch an Dankbarkeit wäre komplett ohne Anerkennung der WüstenReligionen des Mittleren Ostens, die diesen Teil der Welt bis Heute in Atem halten - und von denen wir unsere fanatische Neigung übernommen haben, jederzeit, ob richtig oder falsch, so unvernünftig wie möglich zu sein. Ins Lateinische übersetzt ist diese Verpflichtung das Motto auf unseren Münzen, Siegeln, Ringen, Plaketten und Grabsteinen: Semper Non Sequitur!

Für die Allerschönste

Viel von unserer Herrlichkeit leitet sich auch aus dem Hinduismus her. Von den arischen MysterienKulten lernten wir das Soma-trinken. Soma wiederum bestärkte uns in unserer Überzeugung, daß wir besser sind als Leute, die anders aussehen als wir. Von der Vedanta lernten wir, unsere Tempelwände mit Sanskrit zu schmücken. Tantra lehrte uns viele extreme sexuelle Geheimnisse. Daß die ganze Nacht aufbleiben und Ganja rauchen und singen und tanzen als religiöse Aktivität durchgehen kann, lernten wir von den Bauls von Bengalen. Aber ganz sicher ähnelt der Kult von Kali, Kosmische Mutter, Geberin und Nehmerin des Lebens, dem Diskordianismus am meisten. Wir fragten Eris danach und Sie sagte Kali ist die Kurzform für das Griechische Wort Kallisti, das in den party-aufmischenden Apfel der Zwietracht graviert war, der weiter hinten in diesem informativen Werk behandelt wird. Sie fügte hinzu, daß Ihr voller Name eigentlich Eris Kallisti Diskordia ist, aber Sie hüllte sich in Schweigen, als wir fragten, ob das bedeute, daß Sie und Kali identisch sind.

Unsere Anleihen aus dem Christentum sind so offensichtlich, daß ihre Erwähnung ungeachtet Deiner Intelligenz beleidigend wäre. Aber aus jener Tradition erlangten wir unser kunstvolles Mißtrauen gegen das Prinzip der Wahrheit als auch die ziemlich einmalige Vorstellung von einem Eingeborenen Sohn.

Wir fragten Die Göttin, ob Sie, wie Jahwe, einen Eingeborenen Sohn hatte. Sie versicherte uns, daß dem so war, und gab Seinen Namen mit Kaiser Norton I an - von dem wir annahmen, daß er wahrscheinlich ein byzantinischer Herrscher von Konstantinopel war. Sorgfältige Nachforschungen förderten schließlich den historischen Norton, wie wir Ihn nennen, zutage, in der heiligen Stadt San Francisco - wo Er seinen treuen Hund in der Market Street ausführte, nicht viel mehr als ein Jahrhundert her.

Gregory Hill ist seither zum in der Welt führenden Experten über Joshua A. Norton geworden, der sich Selbst am 17. September 1859 zum Kaiser der Vereinigten Staaten und Protektor von Mexiko krönte. Kurz davor verschwand Er für ein paar Tage - vielleicht in die Wildnis, wo Er möglicherweise vom Teufel versucht wurde, wahrscheinlich aber um Sein Leben zu organisieren und Seine Angelegenheiten in Ordnung zu bringen.

Kaiser Nortons Geld

Es sieht so aus, als hätten sie genau das gebraucht. Bis zum Tag Seines Verschwindens kaufte Norton, vordem wenig mehr als ein erfolgreicher Geschäftsmann, den Reismarkt auf - was von der unplanmäßigen Ankunft einer ganzen Schiffsladung Reis aus dem Orient vereitelt wurde. Ein geringerer Mann wäre von diesem Ereignis aus dem Tritt gebracht worden, der für Ihn ein Schritt zum Thron war.

Als es der U.S.-Kongress versäumte, Seiner Majestät kaiserlicher Anordnung zu folgen, sich im Opernhaus von San Francisco einzufinden, feuerte Norton auch das letzte Mitglied dieser rebellischen Organisation. Dagegen wußten die Einwohner von San Francisco Besseres als sich Seinen Kaiserlichen Zorn zuzuziehen. Seine Dekrete wurden kostenlos in den Zeitungen abgedruckt, die Währung, die Er ausgab, wurde in den Saloons akzeptiert, lokale Händler bezahlten die maßvollen Steuern, die Er gelegentlich forderte, und in mindestens einem Fall stattete Ihn ein Schneider mit neuen kaiserlichen Gewändern aus.

Obwohl er ein Verrückter war, nahmen Königin Victoria und Abraham Lincoln die Briefe ernst, die Norton ihnen schrieb.

Eines Nachts sammelte sich ein Lynchmob für ein Progrom gegen San Franciscos Chinatown. Alles was in ihrem Weg stand war die einsame Gestalt von Norton. Ein Mensch mit gesundem Verstand würde nicht dort in der ersten Reihe stehen. Ein vernünftiger Mensch würde versucht haben, mit ihnen zu verhandeln. Ein Moralist würde sie ausgeschimpft haben. Ein Mensch, der so albern wäre, wie Norton gewöhnlich zu sein schien, würde sie lauthals angewiesen haben, aufzuhören und zu verschwinden im Namen Seiner Königlich Imperialen Authorität. Diese Handlungsweisen wären wahrscheinlich alle vergeblich gewesen, und Norton wendete keine von ihnen an.

Er beugte einfach Seinen Kopf in stummem Gebet.

Der Mob zerstreute sich.

Diskordier glauben, daß alle Menschen wie Norton leben sollten.

So schreibe Deinen parlamentarischen Vertretern und fordere strenge Gesetze, die von Leuten aller Glaubensrichtungen - besonders von Christen und besonders am Sonntag - verlangen, so zu leben, wie Joshua A. Norton es tat.

Vor mehr als fünf Jahren hatte ich einen Traum, in dem jemand schrie: "ZEICHEN AM HIMMEL." Als ich hochschaute, sah ich dort oben Ballone und Zeppeline, riesige NeonBuchstaben ziehend, die verkündeten: "NORTON STARB! WILL KEINE RUHE!"

Aber als Kaiser Norton starb, ströhmten Zehntausende aus San Francisco zu Seinem echten Freimaurerischem Begräbnis. Pilgerfahrten an Sein Grab sind immer noch üblich.

Möglicherweise steigt die Seele von Kaiser Norton gelegentlich einmal in die Welt hinab, um vorübergehend den Körper eines ansonsten namenlosen Ungläubigen zu bewohnen. Eines Tages saß ich in einem HamburgerLaden in der heruntergekommenen Innenstadt von Atlanta. Ein ausgebrannter SpeedFreak am nächsten Tisch sah mich mit einem freundlichen Lächeln an und sagte: "Ich bin König des Universums. Ich weiß nicht, was ich an einem Ort wie diesem mache."

Und vielleicht ist das die große Attraktion unseres Glaubens. Wenn Du willst, kannst Du König des Universums sein. Jesse Sump ist der Alte Verkürzte Kalif von Kalifornien. Ich bin Größter Dummkopf der Hölle und Präsident des Fair-Play-für-die-Schweiz-Komitee. Camden Benares ist Bewerber für den Thron von Lesbos. Greg Hill ist Polyvater der Jungfernschaft in Gold. Sabal Etonia ist HochKommisar von Konstantinopel. Du kannst Dich zum Erzbischof von Abessinien oder Kurator des Mondes erklären - uns ist es egal, aber Dein Postbote wird beeindruckt sein.

Nach L.A.Rollins in Lucifer`s Lexicon ist ein Diskordier jemand, der gerne Kaiser Nortons alte Kleider trägt. Falls dieser Definition etwas hinzuzufügen ist, kann ich mir nicht vorstellen was.

Wie ich vorher schon angedeutet habe, ist meine eigene Herkunft mormonisch. Da nur wenige mit den ausgefallenen Glaubensbekenntnissen dieser ungewöhnlichen Sekte vertraut sind, macht sich der Mormonismus nicht so ohne weiteres zur plumpen Satire. Die Versuchung ist immer noch groß, so erschreckende Rituale wie , sagenwirmal, die Taufe der Toten zu klauen.

Basierend auf der Regel, daß Du das himmlische Königreich nicht betreten kannst, bevor Dein Name nicht in Salt Lake City aufgenommen ist, müssen alle, die - zu irgendeiner Zeit in der Vergangenheit - ohne diesen Vorteil dahingegangen sind, zu ihrem eigenen Besten früher oder später getauft werden. (Das ist eine so starke Überzeugung bei den Heiligen, daß meine Tante Lena, als mein Onkel starb und eine Menge unbezahlter Rechnungen hinterließ, eines Tages während freiwilliger Sekretariatsarbeit mit seinen Kirchenregistern durchbrannte, fest im Glauben, daß seine Seele aus dem Himmel ausgeschlossen ist, bis sie sie zurückgebracht hat.)

Aber die Mormonische Taufe der Toten ist ein Abklatsch, weil sie, trotz der Betonung der Wichtigkeit des kompletten physiologischen Untertauchens der Lebenden, die Verstorbenen in Vertretung tuncken. Eine Diskordische Kirche der Heiligen der letzten Nächte könnte Gräber öffnen mit dem Ziel, Skelette und Körper unterzutauchen. Vor der Morgendämmerung würden sie dann wieder runtergelassen werden. Das würde uns eine aufregende Aufgabe geben, die unsere Gefährdung erhöhen würde, weil sie zur Verfolgung einlädt - eine Funktion, die in den frühen Tagen der Geschichte der Kirche der Heiligen der letzten Tage die Polygamie erfüllte.

Technisch gesehen, praktizierten die Mormonen nur Polygynie - ein Mann mit mehreren Ehefrauen. Polyandrie - eine Frau mit mehr als einem Ehemann - ist ebenfalls eine Form von Polygamie. Diskordiern steht es frei, nach belieben jede Art von Polygamie und polymorphen Perversitäten zu praktizieren. Die Ehe ist eine Institution, die den Bedürfnissen der Individuen angepaßt sein sollte, und nicht umgekehrt. Jeder Diskordische Episkop kann GruppenEhen-Zeremonien durchführen, KurzZeit-, Gleichgeschlechtliche-, Interspezies-Ehen trauen und, mit besonderer Erlaubnis, streng monogame Hochzeiten.

Wenn der Mormonismus auch ungewöhnlich ist, konkurriert er damit aber noch nicht mit einer obskuren japanischen Religion namens Perfect Liberty. Die Göttin verdamme mich, wenn ich Dich auf den Arm nehme: Perfect Liberty lehrt Erlösung durch Golfspielen (ähnlich unserer eigenen Theorie der Erlösung durch Unsinn, wie er sich gerade ergibt).Aus diesem Grund besitzt Perfect Liberty viele der gewohnten Golfplätze, die die USA und Japan überziehen.

Ich persönlich finde, wir Diskordier könnten einen ähnlichen Weg zur Befreiung mittels Surfen ausarbeiten. Das klingt nach einem Programm, das für mich funktionieren könnte. Anders als Will Rogers kann ich nicht wirklich behaupten, daß ich niemals einen Menschen getroffen habe, den ich nicht mochte. Aber ich habe sicher keinen Surfer getroffen, den ich nicht mochte.

Als Papst Paul Sankt Christopherus exkommunizierte - den Schutzheiligen der Surfer - nur wegen des unserer Meinung nach ziemlich geringfügigen Vergehens der Nichtexistenz, adoptierte ihn die Diskordische Gesellschaft, zusammen mit Sankt Patrick (aus dem gleichen Grund zur gleichen Zeit entlassen).

Bereits ein erfahrener StrandGammler, mit vielen Jahren im Sand an Floridas SonnenKüste, möchte ich am liebsten die Abenddämmerung meines Lebens im heiligen Land Kalifornien verbringen und die anmutige Kunst des Surfens meistern. Wenn ich soweit bin, Schüler anzunehmen, kannst Du mich wahrscheinlich irgendwo auf dem Weg zwischen Venice und San Diego finden, Eris preisend durch surfen. Aber es wird Opfer mit sich bringen, mich zu treffen, denn ein diskordischer Surfer darf nichts anderes besitzen als ein Surfboard, Badehosen, eine Zahnbürste, ein Handtuch und einen fahrenden Untersatz (vielleicht ein Heißen Ofen oder einen StrandBuggy). Weil Surfen nicht nur ein Sport ist; es ist ein Lebensstil. Und Diskordianismus ist nicht nur eine Religion; es ist eine Verrücktheit.

Solltest Du zu spät kommen, bin ich viele der ersten Jahre meines nächsten Lebens in der Simon Bolivar-Jungenschule des Diskordischen Konvents von San Medellin, Ciudad de Sandoz in Kolumbien, zu finden - wo die Nonnen, anstatt die Schüler für schlechtes Betragen zu schlagen, ihnen einen blasen und dann den Deliquenten mit einem Ende der Gunstbezeugungen drohen. (Zumindest ist das das, was uns Diskordier San Juan Batista, Bewahrer der sieben Schleier, uns erzählt hat.)

Aber genug der ZukunftsPlanung.

Falls die Diskordische Gesellschaft der Welt nächster großer Kargo-Kult werden sollte, wird das den Bemühungen des wuchernden Feldes von SubDisorganisationen zu verdanken sein, die unsere interne Struktur ausmachen, den original Entwürfen des Manhattan-Strand-Pier-Spiegelhauses nachgebildet. Wir haben nicht nur Nonnen, sondern auch anerkannte und akzeptierte Häresien, mächtige Lobbies inklusive Popcorn-Konzessionen und alles von Nervschaften bis zur Hanfguerilla. Viele von ihnen sind eigentlich in der Principia erwähnt und ich glaube, ich muß mich nicht in wiederholter Wiederholung damit beschäftigen, Dinge zu wiederholen, die später wiederholt werden, weil ich Redundanz hasse.

Aber es gibt auch einige Neue, so wie die Ignoranten-Rettungs-Mission mit ihren aufrüttelnden Slogans: "Rettet die Ignoranten! Erlöst die Toten! Verstoßt die Aussätzigen!" (Die Mitglieder kleiden sich in alte Kapellen- oder Militärjacken mit Messingknöpfen und verhelfen attraktiven Frauen zu adäquatem Sex.)

Dann wären da noch die Brunswick Schreiner, Moralischer Würgreiz, Bürger gegen kindliche Sexualität, das Crack-Haus-Integrations-Projekt der Schwarzer-Lotus-Gesellschaft, der Verlegte Bolivianische WildTier Umsiedlungs Fond, die Laurel-Stiftung für die Anerkennung einzigartiger Leistung, der Gould-Mildtätigkeits-Trust für Dynamische Bevölkerungs-Kontrolle, die Patrio-Psychotische Anarcho-Materialistische StudienGruppe und der Souveräne Staat der Verwirrung.

Ebenfalls nicht in der Principia erwähnt - unsere vielen geschäftlichen Unternehmungen. Keine Kirche schätzt es, sich mit der unschönen Praktik zu beschäftigen, sich ihrer großen Reichtümer zu rühmen, aber da ich vom Wort bezahlt werde, liste ich die Namen unserer finanziellen Aktiva auf: die Brooklyn Bridge Holding Gesellschaft, die Regenschirm Corporation, die Sparsamer Wechsel Investment Corporation, Junk Mail Gesellschafter, San Andreas Küsten Grundstücke, die Immer Vorne Sein Akademie, das Nachrichten-aus-sicheren-Quellen-Syndikat, NachtFlug Drogen Transport, Unendliche Möglichkeiten Ltd, Everglades Land Investment, Cosa Nostra Unterhaltung von New Jersey und die Lachender Buddha Jesus Ranch in Pinga Grande, Texas, Inc.

Zweifellos bist Du ein wenig verwirrt. Jesus, Gott und der Teufel erfahren so häufige Erwähnung in unserer Religion - wohingegen die meisten anderen Glaubensrichtungen niemals von der Konkurrenz berichten. Das kommt größtenteils von den neoGnostischen Einflüssen des SubGenianismus.

Jesus war keineswegs der Sohn Gottes, sondern - wie Er wieder und wieder in der Bibel sagt - der Sohn von Menschen. Eigentlich war seine Mission, uns vor Gott zu warnen - einer laserbewaffneten robotischen Raumstation, gesandt, die Menschheit zu regulieren oder zu zerstören. (Unser sehr verehrter Dr Van Van Mojo hat JHVH-1 schließlich vertrieben, indem er Hutnadeln in ein Seilknäuel stach, aber das ist eine andere Geschichte.)

Zum Thema Teufel - ohne so jemanden hat unsere Religion lange Zeit auszukommen versucht. Wir dachten nicht, daß wir einen bräuchten, speziell mit Eris Diskordias Ruf wie er nun mal ist.

Aber Religionen ohne Teufel sind wie Politiker ohne Feinde oder Perpetuum Mobiles. Wenn sie möglich sind, könnten sie funktionieren. Aber wer wird es jemals wissen?

Unser Teufel kam durch die Hintertür, nachdem er sich als Herr Graugesicht eingeführt hatte. Im Fluch des Graugesichts wirst Du etwas über ihn lesen. Nachdem wir ihm für die ersten Sünden die Schuld geben konnten, merkten wir, wie nützlich er ist, und gaben ihm eine lebenslange Mitgliedschaft, bevor wir seine wahre Identität herausfanden.

Sein graues Gesicht hat uns wirklich zum Narren gehalten - und das ist weit davon entfernt, die einzige Ähnlichkeit mit J.R. 'Bob' Dobbs zu sein, dem SubGenius-Messias der Mittelmäßigkeit. Allerdings sehen so viele amerikanische Männer im grauen Flanell wie 'Bob' aus, daß das kaum ein Anzeichen von Verschwörung ist.

Ein Unterschied: Graugesicht lächelt niemals, außer wenn er Dir zeigt, wie dumm Du bist; 'Bob' lächelt immer, außer wenn er Dir zeigt, wie dumm Du bist. Aus diesem Grund nennen die SubGenii Graugesicht den Anti'Bob', aber in unseren beiden Kirchen kennen Seher und Weise ihn als den Teufel.

Egal ob er sich Graugesicht nennt oder Anti'Bob', er agiert wie der Teufel, weil sein liebster Spruch ist: "Lasst es mich für euch organisieren!"

Ohne Zweifel aber wunderst Du Dich ebenso über Eris. Wo hängt sie dieser Tage herum - nachdem der Olymp von den Touristen überrannt wurde?

Eris Diskordia ist in Limbo, wo wir ganzen tapferen Heiden und unsere Götter und Göttinnen das Zwischenleben verbringen. Denk an Key West in der Nachsaison und Du hast es.

Stell Dir eine OpenAirBar gegen zehn am Morgen vor. Eine alternde barfüßige Griechische Schönheit mit einer Art Garfunkel-Frisur macht Zeus, dem Barmixer, mit verletzendem Witz das Leben schwer, daß ihm als einzige Entgegnung nur der ausgestreckte Mittelfinger bleibt.

Eine andere Attraktion von Limbo ist die NonStopParty für die Gläubigen, aber Zeus muß auf die Kinder aufpassen und Eris war im Gegensatz zur allgemeinen Annahme nie ein PartyLöwe.

Du wirst auch keine SubGenii auf dieser Party finden, noch sonstirgendwo in Limbo. Zusammen mit Bikern und Nazis - wenn sie gute Nazis waren - kommen Skinheads und Stützen der Kirche des SubGenius nach Walhalla.

Schlechte Menschen aller Arten kommen in die Region von Thud.

Eine wuchernde astrale Unterabteilung, wo es nichts zu tun gibt, außer Essen und Fernsehen, und wo alle Häuser, Grundstücke und Leute gleich nett aussehen, hält Thud mit den anderen mit. Die meisten Christen sind dort, aber in deren Glauben wird es Paradies genannt.

In der Hölle sind nur Seelen, die, aus Eris Sicht, während ihres Gastspiels auf Erden von ihrem Weg abkamen und Nervensägen waren. Harry J. Anslinger ist qualifiziert. Allerdings werden die Gefahren der Hölle übertrieben. Feuer und Schwefel sind Heizmittel bei Kälteperioden, aber unsere Menschenrechtsgruppe, Amnasty Interfactional, berichtet, daß nichts in der Hölle schlimmer ist als der scheußliche Schatten von Pink an den Wänden.

Dann gibt es noch Dinge wie Nirvana - exklusiv für erleuchtete Zenmeister - und die fröhlichen Jagdgründe, wo traditionelle amerikanische Eingeborenen-Helden und -Krieger die Waldhüter sind. Tote Bullen (und Gurdjeffianer, die vergaßen sich zu erinnern) kommen auf den Mond, eine riesige KnastStation am Himmel, von Außerirdischen kontrolliert, wo es doppelt so viele Gesetze gibt wie hier - entstanden aus dem hohlen Titan-Exoskelett eines toten Weltraummonsters.

An diesem Punkt kannst Du Dich nur fragen, wie diese Typen diesen ganzen Mist nur ernst nehmen können. Wenn es uns nicht Ernst wäre, glaubst Du wirklich, wir hätten so viele Traktate und Pamphlete über so viele Jahre auf unsere eigenen Kosten publiziert? Bleiben Leute, die nicht ernsthaft sind, die ganze Nacht über auf und ersinnen neue Theologien und heilige Schriften? Wer, außer ernsten Fanatikern, würde das Leben riskieren, indem sie ihr Werk der Leserschaft unseres ersten Großvertriebs, Loompanics, aussetzen?

Laßt mich mit der Frage antworten, was Ernsthaftigkeit damit zu tun hat, daß wir glauben, was wir schreiben. Aber das heißt nicht, daß wir nicht wenigstens an Die Göttin glauben - auch wenn wir manchmal Ihren Worten gegenüber skeptisch sind. Aber so ist es jetzt, nach mehr als drei Dekaden Diskordianismus. Am Anfang dachten wir keineswegs , daß da eine Eris Diskordia wäre. Aber wie Greg sagt: "Zuerst dachte ich, ich würde mit Eris rummachen. Nun ist mir klar, daß Eris mit mir rummacht."

Ein Diskordier muß glauben, daß Eris Diskordia über das Materielle Universum herrscht - und daß Sie es von Gott in einem Scheidungsprozeß während des VorLebens gewonnen hatte, und daß der Französische Anarchist Pierre Joseph Proudhon Ihr Anwalt beim Prozeß war, und daß niemand Ihr Prophet ist und daß Hot-Dog-Brötchen essen eine Sünde ist. Alles Andere ist Sache des individuellen Bewußtseins.

Gravuren, Ikonen und Bilder von Eris sind in Ordnung, solange sie flattern.

Safer Sex - mit Kondom, Gummihandschuhen und einem nassen Anzug ist gut, solange Du Dich nicht verliebst.

Du magst Deines Nachbarn Arsch begehren - vorausgesetzt Dein Nachbar ist drin.

Du kannst trinken, aber nicht um Problemen zu entkommen. (Ähnlich den Maltafariern der SubGenius-Kirche trinkst Du vielleicht nur , um Probleme zu schaffen.)

Es gibt kein Verbot von Gebeten - wovon wir nicht behaupten würden, daß das eine weise Handlung sei.

Du mußt nicht an Eristische Avatare glauben, um ein Diskordier zu sein, aber es hilft. Eristische Avatare sind in die Realität, den eigentlichen Rohrschach-Test, entsandt worden, um die Dinge davon abzuhalten, zu geordnet zu sein, um zu funktionieren. Dies erreichen sie oftmals, indem sie darauf beharren, daß bestimmte willkürliche Interpretationen von Realität die einzig gültigen seien. Das verursacht Streit, aus dem Verwirrung resultiert, die das Heilige Chaos wiederbelebt. Die meisten Eristischen Avatare offenbaren bestimmte Zeichen, an denen sie erkannt werden können, so wie Beschäftigung im Öffentlichen Dienst. Der bisher erfolgreichste Eristische Avatar ist Konfuzius gewesen. Daneben können Eristische Avatare an der Tatsache identifiziert werden, daß sie immer unwissend ob ihrer Mission sind und keine Ahnung haben, daß sie Eris dienen oder, was das angeht, daß sie gerade Verwirrung fördern.

Dies ist möglich durch das Gesetz der Eristischen Eskalation, daß Dir unbekannt sein muß, um als Eristischer Avatar zu dienen. (Aus einem unbekannten Grund funktioniert das nicht genauso für diejenigen von uns, denen es vertraut ist.)

Dieses Gesetz betrifft jede willkürliche oder zwangsweise Auferlegung von Ordnung. Es lautet: Auferlegung von Ordnung => Eskalation des Chaos.

Fendersons Zusatz fügt hinzu, daß, je strenger die Ordnung aufrechterhalten wird, desto länger das folgende Chaos zur Eskalation braucht, ABER daß es desto heftiger kommt, wenn es kommt!

Gerüstet mit dem Gesetz der Eristischen Eskalation und Fendersons Zusatz kann jeder Idiot - und nicht nur ein Soziologe - Politik begreifen.

Also werde ich es ihnen in die Lingua Franca der westlichen Welt übersetzen: Auferlegung von Ordnung schafft ein ChaosDefizit, das bestehen bleibt, bis es ausgeglichen ist (indem das ausstehende Chaos sich auslebt).

Natürlich findet Eris, daß alles Chaos aussteht. Aber wir Sterblichen finden zuviel einer guten Sache ein bißchen erdrückend. Deshalb zucken wir zusammen, wenn wir einem Anerismus begegnen - einer Äußerung, die Unkenntnis des Gesetzes der Eristischen Eskalation verrät.

Wenn Du hörst, daß ein Verbot der Prostitution Vergewaltigung ausrotten wird, hörst Du einen Anerismus - ein Anzeichen der Aneristischen Täuschung. (Wenn Du Das Heilige Chao auf den Seiten 00049 und 00050 liest - anstatt es wie empfohlen zu überspringen - wirst Du die AnamystikMetaphysik der Anerismen begreifen.)

Ein Anerismus betritt die Welt fast immer aus dem Munde eines Politikers - aber er kann auch von jeder anderen authoritären Figur kommen, sei es ein Priester oder ein Lehrer oder die Eltern oder der Boss oder Ronald McDonald.

"Wir brauchen mehr Gesetze mit strengeren Strafen, um unsere Gemeinden von Drogen zu befreien" sagt die unwissende Marionette von Eris. Sicher, diese Gesetze machen Schmuggel und Verkauf und Kauf von Drogen riskanter. Das wiederum treibt die Preise in die Höhe - was das Ganze profitabler macht. So wird wird mehr Geld und mehr Arbeit in den sich ausdehnenden Markt mit Konterbande gesteckt - im Einklang mit dem Gesetz der eristischen Eskalation.

Oder, wie der Taoist Dschuang Dsi es einfach formulierte: "Je mehr Gesetze es gibt, desto mehr Verbrechen gibt es."

(Erkennung und Erklärung von Anerismen ist ein beliebter Zeitvertreib von politisch bewußten Diskordiern - die bemerkten, daß mein ganzer Brief an die Paranoiden auf Seite 00069 ein psychologischer Anerismus ist. Die Göttin strafte mich dafür, ungefähr fünf Jahre später, indem Sie mich selbst zum Paranoiden machte. Eine Verschwörung half Ihr dabei. Jetzt, wie ich hier schreibe, bin ich immer noch paranoid - meinen Freunden zufolge.) (Oder sind sie meine Feinde?)

Das Wachstum der Verbrechen im Sog der Vermehrung von Gesetzen ist mehr als eine Sache erweiterter Definition. Regierungen sind Einrichtungen von Ordnung, dazu gedacht, Diebstahl und Mord zu verhindern. Aber sie enden damit, mehr an Steuern zu nehmen, als all die freischaffenden Gauner überall stehlen können. Ihre Kriege beinhalten mehr Morden, als daß auch die niederträchtigsten Halunken und Rowdys damit mithalten könnten.

Gesetze waren den Wahren Menschen des Altertums fremd, sagt Dschuang Dsi. Während des Paläolithikums und des Neolithikums kann es kaum irgendwelche Gesetze gegeben haben, weil die Höhlenmalereien in Frankreich und Spanien keine Kriegsszenen darstellen.

Wir wissen, daß zu Moses Zeit viele Gesetze nicht als notwendig oder wünschenswert angesehen wurden, denn als er zum zweiten Mal vom Berg Sinai herunterkam, sagte er: "Die gute Nachricht ist, daß ich ihn auf zehn runtergekriegt habe; die schlechte Nachricht: eines von ihnen ist immer noch DU SOLLST NICHT EHEBRECHEN."

In Limbo gibt es nur fünf Gesetze: 1) Niemanden dazu zu bewegen, etwas zu tun, was er nicht möchte, außer zu seinen eigenen Angelegenheiten; 2) Kein Pinkeln und Scheißen in den Straßen; 3) Kein Spucken auf den Fluren; 4) Keine undatierten Nachrichten am Anschlagbrett; 5) Keine HotDogBrötchen essen. Das klingt nach einem Programm, mit dem ich klarkomme, denn da ist nichts drin gegen Witze klauen.

Fast alle Graphiken in der Principia Diskordia, das nebenbei, sind geklaut. (Ich weiß nicht warum, da Greg und ich ganz passable Künstler sind.) Die Diskordische Gesellschaft verzeiht keine Plagiate. (Unsere Tarife für Illus sind sehr vernünftig.) Diskordier betrachten alle Unoriginalität mit Verachtung. (Unser Umgang mit Diskordischen Themen ist unübertrefflich.) Von nun an soll kein Diskordier mehr Graphiken klauen. (Kontaktiert mich, oder Greg, für eure eristischen künstlerischen Bedürfnisse.)

Alles was ich zu unserer Verteidigung sagen kann, ist, das wir am Ende doch ehrlich dabei waren. Als wir am Ende der Dritten Ausgabe waren, klebte Greg einen kleinen Zettel ein, der die Quellen der Graphiken mit Rip-Off Press angab - was er aus irgendwas rausschnippelte, was wirklich von Rip-Off Press gedruckt worden war. Was ist das für ein Rip-Off?

Dir wird ebenfalls die unübliche Anzahl an seltsamen Stempeln auffallen, die über die folgenden Seiten verstreut sind. Das war Greg, der seine Stempel-Sammlung vorführt. Wenige Hobbies sind so psychologisch befriedigend - besonders wenn ein Bürokrat Dich warten läßt und Dir einen Moment seinen oder ihren Rücken zukehrt - wie Stempel sammeln. Das ist zudem ein aufregender Weg, Dich für Deine Steuerverluste zu entschädigen. Aber Du mußt Dich an die Regeln vom Stempel-Kongreß halten. Allen Diskordiern ist es gestattet, Stempel zu sammeln, vorausgesetzt sie erwähnen nicht die Diskordische Gesellschaft, wenn sie erwischt werden. Betone ihnen gegenüber, daß Stempel sammeln bei Leuten aller Glaubensrichtungen ein populäres Hobby ist. Dann erkläre, daß Deine religiösen Vorlieben sie nichts angehen. Erzähle ihnen, daß Stempel sammeln im Namen unserer namenlosen Religion Dein verfassungsgemäßes Recht ist und dann berufe Dich auf Dein Recht auf Aussageverweigerung. Sie werden sich in einer legalistischen Quadratur wiederfinden.

Bei den meisten Gelegenheiten ist es ausdrücklich erwünscht, Deine Verbindung zur Diskordischen Gesellschaft anzugeben. Wenn Du etwa idiotisch genug bist für irgendeinen närrischen Schnitzer und Du endest beim Militär, besteh darauf, daß sie DISKORDIER auf Deine Hundemarke stempeln. Weil wir es leid sind, zu hören, es wären keine Diskordier in Schützenlöchern.

Du möchtest vielleicht auch 'Diskordier' als Religion bei einem Vorstellungsgespräch angeben - besonders wenn Du gerade arbeitslos bist und den verdammten Job sowieso nicht willst.

Eine geheime Methode, Dein Diskordiertum zum Wohle anderer Diskordier zu offenbaren, ist, eine abgerissene Aluminium Bierdosen-Lasche am Band um den Hals zu tragen. Das wird ein All-Sehendes Auge von Eris (komplett mit Träne) genannt und es wird anderen Mitgliedern der Diskordischen Gesellschaft erlauben, Dir aus dem Weg zu gehen.

Oder, wenn Du extrovertiert bist - und Dich deswegen nicht gerade schämst - kannst Du Dich auf eine Seifenkiste stellen und öffentlich für die Göttin schreien. Persönlich ziehe ich es vor, auf einer hölzernen Kiste zu stehen, aber, wieauchimmer, Du kriegst jedenfalls fünf Punkte für jeden Auftritt, den Du ablieferst. ExtraPunkte werden zuerkannt für selbstsicheren - oder sonstigem außer den Fäusten - Umgang mit Zwischenrufern.

Nebenbei bemerkt, wurde mir ein Geheimnis im Umgang mit Zwischenrufern von einem professionellen MobErreger, der gewöhnlich im Hyde Park sprach, enthüllt. Du merkst Dir eine Reihe standardisierter Niedermacher, geeignet für alle Gelegenheiten. Egal was Dein Quälgeist sagt, Du kannst mit Sachen zurückschlagen wie: "Heiße Luft läßt einen Ballon aufsteigen. Was hält Dich unten?"

Ein anderes Geheimnis der öffentlichen Ekstase wurde von Reverend Ivan Stang offenbart, als er von einer abgelehnten Vorlage für The Stark Fist sagte: "Es wand sich, aber nicht genug." Eine klasse Tirade windet sich nicht nur, sie mäandert absolut. (Nimm diese Einleitung als Modell.) Wechsele dauernd den Gegenstand, so werden sich Deine Zuhörer, mit ihrer kurzen Aufmerksamkeitsspanne, nicht langweilen. Wenn Du das Thema zwischen 45 und 72 mal in der Minute wechselst (ein Rhythmus in der Größenordnung des menschlichen Herzschlages) - und mystifiziere sie mit gemischten Metaphern - sehr bald werden die Trottel Wachs in Deiner Hand zu Deinen Füßen um den kleinen Finger gewickelt sein.

Von den glänzenden Rednern der Vergangenheit läßt sich ebenfalls eine Menge lernen. Huey P. Long besteuerte Standard Oil mit zehn Dollar für jeden Barrel, den sie in Louisiana förderten, und dann gab er ihnen unterm Tisch 90% davon zurück. Aaron Burr erschoß Alexander Hamilton.

Mark Anthony hielt während aller seiner Reden daran fest: "...aber das sind ehrenhafte Männer". Denk daran, wie effektiv die ausgewählte Wiederholung die Emotionen der Schauspieler, die die römischen Bürger darstellen, in Shakespeares Stück beeinflußt.

Glaube nicht eine Minute, daß Du kein AusnahmeRedner sein kannst, wenn Du einen Weg findest, Dich selbst dauernd zu hypnotisieren und gleichzeitig häufig das Thema Deiner Rede zu wechseln.

Winston Churchill zeige ein anderes Kennzeichen guter Rhetorik auf: Sie ist aufrichtig. Du mußt selbst wirklich gegen die deutschen Raketenangriffe auf London sein, bevor Du die englische Bevölkerung davon überzeugen kannst, daß sie eine verrottete Nation sind.

Natürliche Begabung spielt auch eine Rolle. Amerika kannte keinen bedeutenderen Redner als Franklin D. Roosevelt, dessen Sohn einmal scherzte: "Vater wollte die Braut bei jeder Hochzeit sein, und die Leiche bei jeder Beerdigung." Und das ist wichtig, im Gedächtnis zu behalten, denn wenn Du die Braut bei jeder Beerdigung und die Leiche bei jeder Hochzeit sein möchtest, bist Du nicht richtig zusammengesetzt. Dein Timing ist falsch.

In diesem Fall könntest Du mehr Glück haben in der Unter-vier-Augen Auseinandersetzung, der vielseitigen Kunst der Einen-nach-dem-Anderen Verführung, die Du sowieso lernen wolltest. Auch hierbei erschließt hypnotische Wiederholung ein unbegrenztes Potential. Greif zur Wiederholung irgendein Thema aus der Luft - ein Wort, ein Name oder eine Zahl wird es tun. Laß uns zu Beispiel annehmen, Du wählst zu diesem Zweck die Zahl Fünf. Arbeite unauffällig die Zahl Fünf in Deine Beiträge ein. Wieder und wieder, Fünf mal Fünf, noch und noch, hämmere es ihnen ein, bis Dein Opfer in die fünfte Dimension entrückt ist. Dann bearbeite es mit den Techniken aus dem Leitfaden für Erisische Prediger auf Seite 00065.

Stimmungsmacher wie Licht und Musik sind ebenfalls wichtig. Für maximalen Erfolg illuminiere den Raum mit Blitzlichtern. Laß Beethovens Fünfte Symphonie im Hintergrund laufen. Sie werden Dir aus der Hand fressen.

Wenn Du von der Idee abgestoßen bist, irgendwas mit irgendwelchen Menschen zu tun haben zu müssen - als Individuen oder in Gruppen - dann bist Du vielleicht dazu auserkoren, ein großer Diskordischer Schriftsteller zu sein, so wie ich.

Wenn das der Fall ist, ist mein Ratschlag an Dich, die mitreißende literarische Form, die als Manifest bekannt ist, zu erwägen. Du solltest nicht nur das Kommunistische Manifest lesen, aus dem Du ersehen kannst, wie Du Banker dazu kriegst, Deine Aktivitäten zu finanzieren, sondern auch die weniger bekannten aber gleich großartigen Vertreter dieses Genres. Was sich in dieser Hinsicht aufdrängt ist der UntergrundKlassiker unbekannter Urheberschaft: "Manifest der Künstlerischen Elite des Mittelwestens."

Da es noch nicht nachgedruckt worden ist, reproduziere ich es hier in voller Länge, wie es in Ausgabe #2 von False Positive (c/o Donna Kossy, Box 953, Allston, MA 02134) erschienen ist:

Manifest der Künstlerischen Elite des Mittelwestens

       Künstlerische Elite ist ein unpassender Ausdruck. Wir fordern
Solidarität mit dem amerikanischen Mittelwesten, wo wir geboren und
aufgewachsen sind. Wir unterstützen die Loslösung des Mittelwestens
vom taumelnden Kadaver des amerikanischen Weges. Wir meinen, daß der
Mittelwesten seine eigenen Verträge und Bündnisse eingehen sollte.
Wir unterstützen die Unabhängigkeit von Quebec! Wir glauben nicht an
die Hypothese vom Gleichgewicht des Schreckens und wünschen, aus
allen zukünftigen nuklearen Kriegen herausgehalten zu werden. Wir
glauben an den gesunden Verstand und die Stabilität des Mittelwestens
und widerlegen diejenigen an beiden Küsten, die das Kernland als
grausam, rückständig, unkultiviert (wir sind Spießer, Motherfucker),
usw ansehen. Das ist Propaganda, geschaffen von der intellektuellen Machtelite
des Ostens, in ihrem zynischen und rücksichtslosen Versuch, das mittlere
Amerika weiter in Ketten zu halten. Wir fordern Solidarität mit den
Ausgebeuteten der Dritten Welt. Als eine der reichsten Dritte-Welt-Nationen
geloben wir, unsere Winebagos zu Pflugscharen zu schmieden, um unseren
Beitrag zu wachsenden Dritte-Welt-Allianz zu leisten. Wir erwarten eine
Aufhebung der Telekommunikationsmonopole und Zerstörung aller
Propaganda-Sende-Methoden. Nie wieder Lucy. Nie wieder Beaver. Nie
wieder WirtschaftsPropaganda für die KonsumentenEthik. Freies TV! Ein
neues, dezentralisiertes Mediensystem wird entstehen. Keine
sensationellen Schlagzeilen mehr. Dauernder und offener Austausch von
Ideen und Widerlegung der gegenwärtig gängigen Theorien über freien
Austausch von Ideen. Keine Versklavung durch den Marlboro Cowboy
mehr! Befreiung von den falschen Illusionen von amerikanischer
Individualität. Wirkliche Individualität, keine Übertreibung. Nie
wieder Charlies Angels. Nie wieder Eskapismus. Dies ist ein Aufruf an
die Menschen des Mittelwestens, an ihrem eigenen Leben interessiert
zu sein, und nicht dem Leben, von dem die im Westen denken, daß wir
es führen, und die im Osten, daß wir es führen sollen. Dies ist ein
Aufruf zur Solidarität aller Bewohner des Mittelwestens, so daß wir
den politischen Ideen des Ostens widerstehen und dem bequemen Bild
vom Mittelwesten als passives Land voll mit Bauern und Tölpeln
Einhalt gebieten können. Von einfach zu lenkenden Puppen, aus einem
Land, von den Ideen und Wünschen unser englischsprechenden Vettern
einfach zu dominieren. Wir sind nicht mehr eure Marionetten! Wir
müssen unsere östlich dominierten Universitäten neu gestalten.
Solidarität mit den kanadischen Midlands. Solidarität mit der
Ukraine! Beendigung der industriellen Monopole auf die WeltResourcen.
Beendigung der Pest des Konsums. Ein Ende der Zersplitterung der Welt
und Zusammenschluß mit allen Unterdrückten der Welt!

   Gefördert von der Organisation der Künstlerischen Elite von Indiana.

Beachte die Anwesenheit (trotz der Abwesenheit von explizitem Diskordianismus) aller Charakteristika eines exzellenten Manifestes: konfuse Emotionen, die sich mit der bissigen Vehemenz purer Emotionen äußern.

Also, wenn es eine Sache gibt, die Dich beschäftigt, tue es Karl Marx gleich. Schreibe darüber ein Manifest.

Bisher gibt es kein Diskordisches Manifest. Davon brauchen wir letztendlich fünf. Das wird Kontroversen erzeugen und Graugesicht verwirren.

Mein bevorzugter Heiliger Name - Omar Khayyam Ravenhurst - funktioniert auf diese Weise. Er ist eine wandelnde Identitätskrise. Jeder kann alles mögliche unter dem Namen Omar Khayyam Ravenhurst tun oder sagen. Zum Guten oder Schlechten, wird es jedenfalls die Autoritäten verwirren.

Diese Tradition begann 1960 während meiner Grundausbildung im Marine Luftstützpunkt 11. Ich schrieb das Ravenhurst-Pseudonym in eine UnterrichtsListe, gab ihn als Fahrer der Versorgung an - Dienstnummer 1369697, Rang: Gefreiter.

Als Ravenhurst, Omar K., nicht auf den AnwesenheitsRuf reagierte, rief jemand den diensthabenden Captain der Versorgung, um herauszufinden, wo Ravenhurst steckte. Allerdings hatte noch niemand von den Fahrern von so einem Gefreiten gehört.

Die Versorgung unterrichtete die Verwaltung. Keinerlei Einträge über Ravenhurst. Ein Angestellter der Verwaltung, Corporal Chadwick, kam vorbei und fragte mich nach diesem mysteriösem Soldaten.

Als er zu seinem Schreibtisch zurückgekehrt war, füllte Chadwick eine IRC-Karte aus - eine verkürzte Registrierung - die ausreichen mußte, bis Ravenhursts gesamte Unterlagen aus seiner letzten Dienststelle, Marine Lager, East British Outer Kambodscha, eintrafen.

Ein ungewöhnlicher Mann, dieser Ravenhurst - mit seinem IQ von 157. Wie viele andere Fahrer sprechen 17 Sprachen, sind aber in zehn Jahren Dienst niemals für eine Beförderung empfohlen worden?

Du kannst Dir vorstellen, daß so eine Leuchte in dieser wichtigen Statistik Argwohn erregen würde. Ein paar Tage später vernahm ich in meiner Nähe eine Unterhaltung zwischen zwei Oberleutnants und dem großspurigen Feldwebel, der die Grundausbildung leitete (den ich hier, um seine Identität vor der Lächerlichkeit zu bewahren, Karen Elliot statt Feldwebel Garcia nenne).

"Wo, glaubt ihr, hat er 17 Sprachen gelernt - eingeschlossen Unteres und Oberes Suaheli?" wunderte sich der eine Offizier lauthals.

"Ich würde wetten, seine Eltern waren Missionare" warf Karen Elliot ein.

"Die meisten machen den Gefreiten erster Klasse in ungefähr sechs Monaten. Dieser Typ ist Gefreiter seit zehn Jahren! Ich werde ihn für eine Beförderung vorschlagen" kündigte der andere Oberleutnant an.

"Sie sollten besser zuerst mit ihm reden," warnte Karen Elliot, "bei diesen intelligenten Typen weiß man nie."

Chadwick, der in der Nähe rumlungerte, schrie plötzlich: "DORT IST ER! DAS IST ER! DAS IST RAVENHURST, DA DRÜBEN!"

Ein großer rundlicher LKW-Fahrer mit dem Spitznamen Buddha war dabei, den Staub in der Nähe mit einem Tankwagen mit angebauter Sprinklervorrichtung zu befeuchten.

Begierig, bei den Offizieren Punkte zu sammeln, rannte Karen Elliot rüber und brüllte den Buddha an.

Buddha stoppte den Wagen und schaltete den Motor aus und sagte dann: "Was?"

"DU KRIEGST AUF DIESE WEISE KEIN GRAS ZUM WACHSEN!", erwiderte Elliot mit einem schwachen Lächeln.

"Oh", sprach der Buddha, ließ die Maschine wieder an und fuhr davon.

Geschichten wie diese verbreiteten sich rasch, und ebenso Ravenhursts Name. Ich, für meinen Teil, beantwortete in seinem Namen ein Fragebogen zur Verbesserung der Grundausbildung. Zu seinen Empfehlungen gehörten realistischere Kampfbedingungen im Hindernis-Parcours und Ausbildung in der Bekämpfung von Geschlechtskrankheiten.

Später fügte ich unseren Unterlagen einen Antrag von Ravenhurst zur Offiziersschule bei. Begründung: "Ich bin seit zehn Jahren Gefreiter, so daß der einzige Weg, auf dem ich hoffen kann, befördert zu werden, der ist, daß ich versuche Leutnant zu werden." Quer über das Blatt war GENEHMIGT gestempelt. Nichtdestotrotz blieb Ravenhurst, aus einem unerklärlichen Grund, Gefreiter.

Nach meiner Entlassung begegnete ich Bud Simco, der bei der gleichen Einheit eine Weile länger als ich geblieben war. "Ungefähr ein Monat, nachdem Du ausgemustert hast, war eine Uniformprobe für die größte Inspektion des Jahres.

Mittlerweile hatte Ravenhurst einen Spind mit Namen drauf und eine Koje. Jemand fügte sogar einen Hauch Realismus hinzu, indem ein ein altes Paar Stiefel Größe sechs mit Löchern drin unter seine Koje stellte.

Da war nur ein anderer Typ mit im Schlafraum und der war echt bedient, weil Ravenhurst morgens nie zum Putzen da war. Ein oder zweimal meldete er das sogar dem Spieß.

Als der große Tag kam, schlossen sie sogar die Radarstation. Jeder mußte zur Inspektion antreten. Keine Ausnahmen.

Colonel Fenderson und der Spieß marschierten über die Insel und inspizierten einen Schlafraum nach dem anderen. Das Zeug lag rum," fügte er hinzu und bezog sich damit auf die gründlichste Inspektion, die es gibt - bei der jedes Stück Ausrüstung ordentlich auf der Koje ausgebreitet wird. "Nur ein Bett war leer. Nur ein Mann fehlte.

Sie wollten wissen, wer Ravenhurst war und, noch wichtiger, wo er steckte. Niemand wußte es, aber der andere Typ in seinem Schlafraum erinnerte den Spieß daran, daß Ravenhurst sich gedrückt hatte.

Dann fragten sie, ob jemand diesen Ravenhurst jemals gesehen hatte. Gefreiter Monty Cantsin meldete sich. Jeden Nachmittag sitzt Ravenhurst dort auf seiner Koje.

Nun, wie sieht dieser Ravenhurst denn aus? Cantsin breitete die Arme aus und meinte: 'Äh, er ist ein Berg von einem Mann!' Aber da beugte sich der Spieß runter und hob die kleinen Schuhe Größe sechs auf.

Sie riefen bei der Versorgung an. 'Zum hundertsten Male,' verkündete der Captain dem Spieß, 'es gibt niemanden namens Ravenhurst bei der Versorgung.' Daraufhin steckten die Lamettaträger die Köpfe zusammen und stellten fest, daß Ravenhurst in das Geschwader eingetreten sein muß, ohne sich bei seiner zugewiesenen Abteilung zu melden - so konnte er die ganze Zeit blaumachen. Sie waren soweit, ihn zu hängen - sobald sie ihn fanden."

Sie führten eine ergebnislose basisweite Menschenjagd durch, bevor Feldwebel Karen Elliot hörte, daß sie Ravenhurst suchten. Irgendwie - vielleicht durch Untersuchung der Akten - hatte er herausgefunden, daß Ravenhurst ursprünglich ein Jux gewesen war und nun plauderte er alles aus, im Austausch, da bin ich sicher, gegen viele Punkte.

Ein paar Tage später erschien eine lobende Erwähnung am Nachrichtenbrett des Geschwaders, von Colonel Fenderson angeordnet - und beglückwünschte den Gefreiten Omar Khayyam Ravenhurst wegen hervorragender Führung.

1968, als Robert Anton Wilson und ich beschlossen, eine Verschwörung ohne Zweck zu begründen - so daß Nachforschende niemals herausfinden würde, was sie bezweckte - erzählte ich ihm von Ravenhurst und lud ihn, oder jeden anderen, den er anwarb, ein, unter dem schon allgegenwärtigen Namen alles mögliche, überall und zu jeder Zeit zu tun. Wir entschieden uns, diese Verschwörung, ziemlich unoriginell, die Bayrischen Illuminaten zu nennen - ein Streich, der schließlich in die Illuminatus!-Trilogie mündete.

Das Letzte, was ich über Ravenhurst hörte, war, daß der KGB ihn suchte, um ihn zum Vorsitzenden der Kommunistischen Partei der USA zu machen.

Ich bin sicher, sie bekamen den falschen Fenderson.

Omar Khayyam Ravenhurst, Gefr., USMC (a.D.)
23. Januar 1991

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